Montag, Februar 12, 2007

Vuoden Turhake

Jedes Jahr veranstaltet die finnische Zeitschrift Luonto (= Natur) eine große Abstimmung, in der ein Gegenstand zur Vuoden Turhake (= Überflüssigkeit des Jahres) gewählt wird.
Leser können Vorschläge einsenden, unter denen anschließend von der Redaktion nach Umweltbelastungsaspekten einer ausgewählt und zur Vuoden Turhake ernannt wird.

Hier ein kleiner Überblick über die bisherigen Preisträger
:

2005: SUV (Sports Utility Vehicle), das sind "Geländewagen" für die Stadt
2004: Trinkjoghurt (wegen der Verpackung)
2003: Spielzeuge zum Fast food - Gericht
2002: Importiertes Trinkwasser in Flaschen (Finnland hat super Grundwasser)
2001: Mülleimer, die Windeln beim Einwurf automatisch in eine Plastiktüte abpacken
2000: Laubbläser


2006: Das doppelte Telefonbuch


Seit 2005 bekommt in Finnland jeder Haushalt jährlich nicht ein, sondern zwei Telefonbücher zugeschickt. Der Grund dafür ist, dass die beiden Anbieter Eniro und Fonecta ihre Zusammenarbeit 2004 aus wirtschaftlichen Gründen beendeten. Seitdem liegt die Gesamtauflage der immer weniger benutzten Telefonbücher auf Papier bei 6 Millionen. Finnland hat 5 Millionen Einwohner.
Allein der Suchdienst der Firma Fonecta, der einem gesuchte Kontaktinformationen als SMS zusendet, wird laut Fonecta täglich 1,5 Millionen Mal genutzt*. Da sollte man sich eher fragen, ob die Mehrheit der Leute überhaupt ein Telefonbuch braucht.

Völlig gleich sind die Bücher nicht. So steht beispielsweise die Nummer des Steueramtes nur in einem der beiden Bücher. Der Grund hierfür ist banal: Die Gebühr, die das Amt entrichten muss, ist bei einem der Anbieter niedriger als beim anderen.
Ärgerlich, wenn man das falsche Buch gleich ins Altpapier gegeben hat, als die beiden Schätzchen zu Jahresbeginn kamen...

Telefonbuch abbestellen? - Möglich, aber nur über ausgefülltes Formular per Post. Über Internet nicht zu machen. Grund? - Unbekannt.

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* Quelle: Artikel der Zeitschrift Luonto im Internet. Es fällt mir allerdings schwer, diese Zahl zu glauben. 1,5 Millionen mal täglich - in einem Land mit 5 Millionen Einwohnern???

1 Kommentar:

Brauel in Ulaya hat gesagt…

In Deutschland verleiht der Umweltverband NABU den Dinosaurier für die peinlichste Entscheidung im Bereich der Umweltpolitik oder für umweltfeindliche wirtschaftliche Entscheidungen an Politiker bzw. Manager (bisher waren nur Männer preiswürdig!).

2006 ging der Preis an den Vorstandsvorsitzender der RWE AG, Harry Roels, weil er einen Antrag für eine verlängerte Laufzeit des von seinem Unternehmen betriebenen Schrott-AKWs Biblis A beantragt hat. Die Liste der meldepflichtigen Störfälle umfasste zur Zeit der Preisverkündung 737 Einträge und ist seitdem weiter gewachsen.

Hier geht zum Beitrag vom NABU http://www.nabu.de/m01/m01_13/

Frühere Preisträger
2005: Ludwig Georg Braun, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK)
2004 und 2003: wurde kein Preis verliehen, da Zweifel im NABU bestnaden, ob so eine plakative Aktion noch in den Medien wirksam zu vertreten ist.
2002: Gerhard Goll, Ex-Vorstandsvorsitzender der Energie Baden-Württemberg (EnBW; u.a. E.ON-Atomstrom)
2001: Gerhard Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV)
2000: Der Präsident des Ölkonzerns Exxon, Lee R. Raymond
1999: Der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU)
1998: Otto Majewski, in seiner damaligen Funktion als Bundesvorsitzender der Bayernwerk AG (Atomstrom)
1997: Ex-Bundesfinanzminister Theo Waigel (CSU)
1996: Ex-Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP)
1995: Der damalige BDI-Präsident Hans-Olaf Henkel
1994: Conrad-Michael Lehment (FDP), Ex-Verkehrsminister von Mecklenburg-Vorpommern
1993: Der frührere saarländische Wirtschaftsminister Reinhold Kopp (SPD)

Der Preis ist ein 2,6 Kilogramm schweren Nachbildung einer Riesenechse aus Zinn. Ein Wink mit dem Zaunpfahl für hirnlose Aktionen der Preisträger.