Mittwoch, August 02, 2006

Das Verhältnis der Belgier zur Natur

Aus der Hausarbeit von Sumiya aus Brüssel:
Mir stellte sich die Frage: Wie soll man das Verhältnis einer Landesbevölkerung zur Natur beschreiben, deren Hauptstadt nicht einmal eine Kläranlage besitzt?
Wie nennt man es, wenn die Abwässer der Großstadt Brüssel direkt in die Senne und dadurch einfach ins Meer geleitet werden?
Mir fallen da Adjektiven wie „unbedacht“, „gleichgültig“ oder „Umweltzerstörung bewusst in Kauf nehmend“ ein.
Aber nach den 10 Jahren, die ich nun in Belgien lebe, weiß ich nur zu gut, dass Belgier neben Bier und Pralinen auch ihre Gärten lieben.
Unsere Nachbarn - in jeglicher Himmelsrichtung - arbeiten im Garten, sobald das Wetter dies zulässt. Der Rasen wird höchst exakt gemäht, im Beet liegt kein einziges herabgefallenes Blättchen. Und zwischen den weißen Kieselsteinen des Gartenwegs wächst kein winziges Pflänzchen – dank Unmengen an regelmässig ausgebrachten Herbizide.
Vor allem im Frühling sieht man in quasi jedem Garten Hobbygärtner Herbizide versprühen, manchmal direkt aus Gieskannen, oft mit auf den Rücken geschnallten Tank und Handpumpe.
Jährlich sterben etliche Singvögel an den Folgen dieser Gifte, indem sie kontaminiertes Futter zu sich nehmen.
Spricht man Belgier jedoch direkt auf das Thema „Tiere“ an, so sind sie sich einig: Belgier lieben Tiere fast so sehr wie Kinder.
In Anbetracht dieser Art von „Gartenpflege“, Meer- und Flußverschmutzung durch die Abwässer, des Vergiftens der Natur im direkten Umfeld kristallisiert sich für mich deshalb eine Antwort heraus: Das Verhältnis der Belgier zur Natur ist einfach nur widersprüchlich.
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siehe auch den Aufsatz über den Dioxin-Skandal des Jahres 1999

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