Mittwoch, August 02, 2006

Der Umgang mit der Natur in Finnland

Aus der Hausarbeit von Stefan aus Helsinki:
Die Fläche Finnlands ist zu etwa 60% bewaldet. Wenn man vom Umgang mit der Natur in diesem Land spricht, geht es daher meistens in erster Linie um den Umgang mit dem Wald.
Aber auch die Ostsee, die übrigen Gewässer und die Luft Finnlands sind Bereiche, in welche die finnische Industrie, die Schifffahrt sowie die Bevölkerung selbst immer wieder eingreifen.

Holzindustrie in Finnland
Die finnischen Wälder bestehen überwiegend aus nur drei verschiedenen Baumarten:
44% der Bäume sind Kiefern (finnisch: mänty), 39% sind Fichten (kuusi) und 13% Birken (koivu). Nur 4% sind andere Baumarten.
Die Verteilung der Arten ist jedoch nicht überall gleichmäßig. Während im milderen Süden, sowie an der Westküste des Landes die Baum- und Pflanzenvielfalt recht groß ist, können im kälteren Norden fast nur noch Kiefern sowie verschiedene Flechten und Moose wachsen.
Die finnische Industrie und das finnische Gewerbe werden dadurch in erster Linie durch die Forstwirtschaft bestimmt. Erzeugnisse der Holzwirtschaft machen etwa 40% des finnischen Exportes aus.
Keine Holzart findet weltweit mehr Verwendung in der Holzindustrie als die Kiefer.
Die Holzwirtschaft belastet jedoch vielerorts auch den finnischen Wald sehr, da häufig große Flächen komplett gerodet werden (Kahlschlag).
In den letzten Jahren hat sowohl die Umweltpolitik des finnischen Staates, als auch die der EU (Natura 2000 – Programm) dieses Problem eingedämmt – in als „Boreale Urwälder“ eingestuften Wäldern darf Holz nun nur noch schonend geerntet werden.

Naturnahe Freizeit
Doch in Finnland spielt der Wald nicht nur für die Industrie eine große Rolle, sondern für die gesamte Bevölkerung.
Die Finnen haben ein sehr enges Verhältnis zu ihrer natürlichen Umgebung, was sich zum Beispiel darin zeigt, dass viele Familien ein Ferienhaus (mökki) auf dem Land haben.
Es ist üblich, dort ab und zu ein Wochenende oder eine Woche in den Ferien mit Familie oder Freunden zu verbringen. Die mökkis sind meistens an einem der knapp 190.000 Seen gelegen. Um Wasserverschmutzung in Grenzen zu halten, müssen Hütten, die neu gebaut werden, seit einigen Jahren einen Mindestabstand vom Wasser haben.
Jedes mökki hat eine Sauna, welche fast immer ein eigenes Gebäude ist. Fließendes Wasser und Strom gehören jedoch nicht immer zur Ausstattung.
Die Finnen halten sich also gerne und oft in der Natur auf. Zahlreiche finnische Traditionen wie zum Beispiel die Sauna, das Baden im See, das Jagen, das Sammeln von Blaubeeren, etc. deuten auf eine für skandinavische Länder typische enge Naturverbundenheit hin.
Das in Finnland geltende Jedermannsrecht (jokamiehenoikeus) besagt, dass sich jeder zu Fuß, auf Skiern oder mit dem Fahrrad überall in der Natur frei bewegen, Pilze und Beeren sammeln, angeln, zelten, sowie in Gewässern baden darf, solange er dabei sich dabei nicht auf ein abgesperrtes Privatgrundstück oder in die unmittelbare Nähe eines Hauses begibt (in dem Fall muss beim Grundbesitzer um Erlaubnis gefragt werden).

Müllentsorgung in Finnland
Das Umweltbewusstsein der Finnen ist durch diese Naturverbundenheit sehr ausgeprägt. Es wird von den meisten als Selbstverständlichkeit empfunden, keinen Abfall in der Natur zu hinterlassen und diese auch anderweitig nicht zu stören (In der Stadt trifft dies jedoch nicht zu…).
Nur was die Müllentsorgung im Alltag angeht, ist Finnland nicht sehr umweltfreundlich eingestellt: Viele Haushalte trennen keinen Müll (nicht einmal Bioabfall vom Restmüll); Komposthaufen sind wenig verbreitet (auf dem Land häufiger als in städtischen Gebieten); Batterien müssen nicht gesondert entsorgt werden, sondern dürfen zum Hausmüll gegeben werden (es gibt trotzdem Batteriesammelbehälter); der Weg zum nächsten Glascontainer ist – insbesondere in der Stadt – oft weit bis unüberwindbar.
Milch und Saft sind fast ausschließlich in Verbundstoffkartons erhältlich. Die meisten sonstigen Getränke gibt es jedoch in Pfandflaschen zu kaufen.

Gewässerverschmutzung
Ein wichtiger Brennpunkt, wenn es um Umweltverschmutzung in Europa geht, ist die Ostsee. Auch Finnland hat eine lange Ostseeküste im Westen und ist an deren Belastung beteiligt, wenngleich der Schadstoffausstoß Finnlands geringer ist, als jener der meisten anderen Länder, die an die Ostsee grenzen.
Traurige Tatsache ist, dass die Wasserqualität in finnischen Flüssen durch die Abwässer großer Städte und der Industrie durchschnittlich mangelhaft ist. In Seen ist die Verschmutzung geringer, obwohl diese stehende Gewässer sind. Der Grund dafür ist, dass die Schadstoffeinträge nicht so hoch sind wie im Meer und in Flüssen.
Stefan, Helsingin Saksalainen Koulu, Finnland
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Quelle bei der Angabe von Fakten (insbesondere Zahlen): Wikipedia
Siehe auch:
den Aufsatz über ein Naturerlebnis auf der Insel Kaunissaari
die Aufsätze von Iina über Mensch und Umwelt in Finnland und Sommerhaus als Rückzug in die Natur

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