Dienstag, August 01, 2006

Umwelt in Belarus

Aus der Hausarbeit von Tonja aus Minsk:
Da Belarus in der geographischen Mitte Europas liegt, kann man sagen, dass hier alle Probleme von Osten und Westen, von Süden und Norden zusammentreffen. Aber in Rahmen der globalen Probleme entstehen hier auch regionale, die durch belarussische natürliche, wirtschaftliche und soziale Besonderheiten bedingt sind.
Zuerst möchte ich sagen, dass seit alters mein Heimatland als Land der blauen Seen, unbeschränkten Wälder und goldenen Felder bekannt ist. Etwa 40% Territorium des Landes sind von Wäldern bedeckt, die zum großen Teil vermoort und versumpft sind, früher war dieser Anteil viel höher. Und die mehr als 10.000 Seen werden auch die blauen Augen des Landes genannt. Schön und vielgestaltig ist die Pflanzen- und Tierwelt von Belarus. Einige seltene Arten sind auf die Rote Liste eingetragen. Aber diese Schönheit und Vielfalt drohen unter der Entwicklung der Technik zu verschwinden, wenn sie staatlich nicht beschützt werden.
Die Hauptrichtungen der Umweltpolitik der Republik Belarus werden durch eine Reihe von Gesetzen über den Umweltschutz festgelegt. Eine der wichtigsten Aufgaben des Staaten ist hier die Schaffung eines Systems der geschützten Gebiete, in denen Sondermaßnahmen zur Aufrechterhaltung der biologischen Vielfalt zu ergreifen sind. Gemäß der Gesetzgebung der Republik Belarus werden diese geschützten Gebiete als Naturschutzgebiete und -objekte bezeichnet (Nationalparke "Beloweshskaja Pustscha", "Braslaw-Seen"). Hier sind weite Urwälder mit Reliktpflanzen und -tieren erhalten geblieben.
Andererseits legt man keine entschlossenen Naturschutzmaßnahmen fest, wenn es um die Interessen der Wirtschaft geht. Es gibt z.B. fast keine Mülltrennung (!), die meisten Flüsse sind nicht mehr schiffbar, es werden nicht nur umweltfreundliche Produkte hergestellt, sondern auch sehr schädliche. Obwohl alle Angereisten einmütig die Sauberkeit unserer Städte bewundern, könnte es meiner Meinung nach viel besser sein, wenn elementare Regeln in Angriff genommen würden. Beiläufig gesagt, es gibt keine organisierte Umweltschutzbewegung in Belarus.
Große Empörung des ganzen Volkes hat die Entscheidung der litauischen Regierung aufgelöst, ein Atommülllager an der nördlichen Grenze der Republik einzurichten. Abgesehen davon, dass es überhaupt gefährlich ist, liegen hier die malerischen Braslauer Seen, ein beliebtes Reiseziel der Einwohner von Belarus, der Ukraine und der baltischen Ländern. So haben wir jetzt keine andere Möglichkeit sie zu retten, als für die Erhaltung unserer Natur zu kämpfen.
Tonja, Minsk, Belarus
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Siehe auch den Aufsatz über Tschernobyl

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