Dienstag, August 01, 2006

Natur und Umwelt in Griechenland

Aus der Hausarbeit von Georg aus Thessaloniki:
Griechenland entspricht in den Augen vieler Touristen genau dem Mittelmeer-Klischee: Thymianduft, Olivenhaine, Inseln und endlose azurblaue Strände. Nur wenige von ihnen ahnen, dass sich hinter diesem vordergründigen Bild eine ökologische Katastrophe abspielt. Mein Land ist leider eines der vielen Beispiele für die Folgen der intensiven und bedenkenlosen Eingriffe in die Natur.
Griechenland ist zu 4/5 mit Bergen bedeckt. Dreißig Berge haben eine Höhe von über 2.000 Metern. Ein großes Massiv, das Pindosgebirge durchläuft das ganze Land. Nur sehr wenige Berge sind jedoch noch bewaldet. In der Tat sind gerade mal nur noch 12% Griechenlands bewaldet. Der Grund dafür ist die stetige Entwaldung, vor allem durch Waldbrände. Diese geschehen entweder durch Unachtsamkeit (z.B. beim Abbrennen der Stoppelfelder am Ende des Sommers) oder absichtlich (zur Gewinnung von Bauland).
Die Folge der Entwaldung ist, dass 53 Tier- und Vogelarten Griechenlands bereits ausgestorben sind, und mehrere (wie z.B. Bären) direkt davon bedroht werden. Aus diesem Grund haben sich inzwischen mehrere Organisationen gebildet, die diesen Tierarten in Schutzzonen Zuflucht bieten, bzw. diese dort artgerecht unterbringen und dann in ihren natürlichen Lebensraum zurückversetzen. Aber selbst diese Organisationen können nur begrenzt wirken, da sie weder ausreichend vom Staat, noch vom Großteil der Bevölkerung unterstützt werden.
Die Länge der griechischen Küste beträgt über 15.000 Kilometer (ungefähr ein Jahr, wenn man zu Fuß zehn Stunden am Tag läuft…). In den griechischen Gewässern leben 246 Fischarten, die berühmte Schildkrötenart „Karetta-Karetta“, eine stark vom Aussterben bedrohte Seehundart („Monachus-Monachus“) sowie die letzten Schwämme Europas (Ja, Schwämme sind Tiere!). Für die Erhaltung dieser Arten hat man wiederum Hydro-Nationalparks gegründet, welche sich meistens auf kleinen Inseln befinden, die kein touristisches Interesse aufweisen. Das griechische Meer ist leider der am meisten bedrohte Teil der Natur. Da ein Großteil der griechischen Wirtschaft auf Fischerei basiert, benützen viele (Wild-) Fischer illegale (und für den Fischbestand mit verheerenden Konsequenzen verbundene) Methoden um zu möglichst viel Fisch zu kommen. Viele betreiben Schleppnetzfischerei, und/oder verwenden zur Tötung von möglichst vielen Fischen gleichzeitig Explosiva und potente Gifte (wie HCN). Natürlich gehen diese Chemikalien in die Gewässer über, und richten dort über längere Zeit Unheil an. Die Küsten und Küstengewässer sind stark von Müll belastet, den Touristen dort einfach liegenlassen, bzw. hineinwerfen. Viele Fabriken kippen ihre Abwässer ins Meer, und bedrohen somit die Hydroflora und –fauna. (Ein Beispiel ganz in meiner Nähe ist die Goldmine in Chalkidiki, welche die Salzsäure und die Schwermetalle, die zur Reinigung des Goldes verwendet werden einfach ins Grundwasser sickern lässt).
Die Konsequenz ist die dramatische Verschlechterung der Wasserqualität (an manchen unserer idyllischen Strände kann man sprichwörtlich im Müll schwimmen). Dazu kommt, dass sich die Fische nicht mehr vermehren können, und Griechenland deshalb in den letzten Jahren seine Speisefische immer öfter aus dem Atlantik importieren muss.
Die Städte Griechenlands sind in den letzten Jahren stark gewachsen, weil viele Bauern in die Städte gekommen sind, um dort zu arbeiten. Dieser Bevölkerungszuwachs bringt für die Städte erhebliche Umweltprobleme mit sich. In den Städten fahren extrem viele Autos, was die Luft mit Abgasen bzw. Smog belastet. Weiterhin wird die Luft der eh schon sehr heißen Sommer zusätzlich von der Abluft der Klimaanlagen, die fast jeder griechische Haushalt besitzt, erwärmt. Zudem zeigen die Städter sehr wenig Eigeninitiative, was die Umwelt betrifft, was sich z.B. in ihrem Unwillen zeigt, Müll zu trennen, oder zu recyceln. Allerdings muss hierzu gesagt werden, dass die Gemeinden solche Initiativen auch nicht sonderlich fördern. Die umweltbewussten Bürger „dürfen“ oft kilometerweit laufen, um an einen Recycling-Container zu gelangen… Schließlich birgt eine Großstadt wie Thessaloniki auch viele „unsichtbare“ Bedrohungen, wie Belastung durch Elektrosmog, der u.a. von den extrem vielen, oft in mitten der Wohngebiete aufgestellten, Mobilfunkantennen stammt. (Griechenland ist ein Land, in dem auf einen Bürger 1,1 Handys kommen…)
Georg, Deutsche Schule Thessaloniki, Griechenland
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siehe auch
den Aufsatz über das Feuchtbiotop Delta von Axios
den Aufsatz von Felicia über Umweltschutz in Griechenland

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