Montag, Juli 24, 2006

Umweltschutz in Griechenland

Auszug aus der Hausarbeit von Felicia:
…”Save our dolphins” dröhnt es aus den Lautsprechern, während eine dicke Rauch-wolke an meinem Bullauge vorbeizieht, die aus dem Schiffsschlot emporsteigt. Solch ein Gegensatz ist in Griechenland nichts Besonderes.
Die Mehrheit der Griechen hat sich – anders als die Deutschen – noch nicht mit dem Thema „Umweltschutz“ befasst.
Dies fängt bei der Mülltrennung an, die in Griechenland nicht vorhanden ist, denn der gesamte Müll gelangt in ein und denselben Behälter, der oft tagelang auf den Straßen steht, weil die Müllabfuhr streikt. Somit verbreitet sich der Müll auf den Straßen und bleibt meist solange dort, bis ein großer Regen kommt, der den Abfall wegspült. Nur wohin wird er gespült?
Diese Frage interessiert keinen, solange es nicht das eigene Grundstück trifft. Die eigenen Grundstücke werden gepflegt und sauber gehalten, doch was außerhalb geschieht, das ist die Sache des Staates.
Nun gibt es auch diejenigen, die versuchen sich für die Umwelt einzusetzen, indem sie Regeln aufstellen, wie zum Beispiel die, dass man Bäume auf einem Grundstück nicht einfach fällen darf, um ein Haus zu bauen. Doch leider hält sich nur eine Minderheit an diese Gesetze, denn es wird generell zu wenig kontrolliert.
Vor kurzem bekam jedes Haus eine Papiertüte mit Anweisungen darauf, man solle den Müll in verschiedene Kategorien einteilen. Es handelt sich also um den ersten Versuch einer Mülltrennung, der jedoch so endet, dass vielleicht einige Familien die Anweisungen befolgen, die Müllabfuhr jedoch am Ende alles in einen Behälter wirft. Oft wird der Müll vergraben, ins Meer gekippt oder es entfachen scheinbar „plötzliche Brände“ zufällig in der Nähe der Müllhalden.
Was man an dem Thema Müllentsorgung sehen kann, ist, dass das Problem der Umweltverschmutzung in Griechenland noch nicht ernst genug genommen wird, was sich jedoch in der nahen Zukunft ändern muss, damit dieses Problem sich nicht weiterhin verschlimmert und zu einer Katastrophe führt.
Andererseits, wenn man auf eine Insel fährt, sieht man, dass es auch Orte gibt, wo die Natur unberührt ist. Dort haben die Menschen ein total anderes Verhältnis zur Natur. Sie sind von ihr abhängig und respektieren ihre Kräfte. Auf eine gewisse Weise haben sie Angst vor ihr, da Wind, Fluten und Erdbeben in Griechenland schon große Schaden angerichtet haben.
Manche Bauern auf den Inseln leben heute noch ohne Strom, was wir Großstadtbewohner uns nicht mehr vorstellen können. Besucht man diese Menschen jedoch, so merkt man, dass man eigentlich auch gut ohne Elektrizität auskommt. Man muss sich den Tag nur so einteilen, dass man von ihm profitieren kann, wodurch automatisch eine engere Verbindung zur Natur hergestellt wird. Diese Menschen leben im Einklang mit der Natur.
Felicia, Deutsche Schule Athen, Griechenland
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siehe auch den Aufsatz Das Verhältnis der Saudis zur Umwelt
und die Aufsätze von Georg über Natur und Umwelt in Griechenland und das Feuchtbiotop Delta von Axios

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Liebe Leute!

Mit großem Interesse habe ich die Artikel über die Umweltproblematik in Griechenland gelesen und kann weitgehend nur zustimmen. Umso mehr ist es erfreulich, dass es sie doch gibt, die Beobachter, die Warner und nicht zuletzt die Hüter der Natur.

Euch, den Autoren der Artikel, zunächst einen großen Dank dafür, dass ihr eine unbequeme Sache anpackt und nicht nur berichtet, sondern auch anklagt.

Wie aber könnt ihr diese Beobachtungen kommunizieren, vielmehr sie immer wieder den entsprechenden Verantwortlichen unter die Nasen halten. Gelangen eure Berichte denn auch an Politiker, die Gemeindeverwaltungen, den Bauern von nebenan? Immer und immer wieder?

Auch ich ärgere mich täglich über die Ignoranz der Mehrheit der Städter in Athen, ich wohne selbst seit drei Jahren in Egaleo/Athen und verfolge die Müllgeschichte live (unter dem Balkon) mit. Auch hier wurden Papierkontainer aufgestellt, aber seit die Wahlen vorbei sind, sind auch die Container wieder verschwunden. Die meisten Leute haben sich höchstens darüber aufgeregt, dass damit Parkplätze zugestellt worden waren, ansonsten verschwand in den Papiertonnen nach Sonnenuntergang all das, was in der anderen Mülltonne keinen Platz mehr hatte. Und ich meine: "all das".

Meine persönliche Erfahrung hat gezeigt, dass ein Umdenken in Sachen Naturschutz (auch - oder gerade - für Ignoranten) nur "über den Geldbeutel" funktioniert. Nur mit Strafen, eben auch drastischen Strafen, ist dieses Problem in den Griff zu kriegen. Die Zigarettenkippe aus dem Fenster - schwupps - Geldstrafe, Auto in der Früh sinnlos laufen lassen, um den Motor aufzuwärmen - schwupps - Geldtrafe, Müll in den Wald - Anzeige, und zahlen lassen, und das nicht zu knapp.
In Deutschland hat sich in dieser Zeit der "moralischen Empfindsamkeitsänderung" gegenüber der Natur einiges geändert. Die Leute fahren mit ihrem Fahrrad zum nächstgelegenen Sammelcontainer für Trennmüll (auch wenn er ein paar 100 m entfernt ist), andere haben den Warmstartern oder mit laufendem Motor wartenden den Zündschlüssel rumgedreht, in den Wäldern muss nichts deponiert werden, weil die Alternativen gegeben und realisierbar sind (heißt: die Autoreifen oder der Kühlschrank können kostenlos beim Stadtbauhof abgegeben werden), Öl und Batterien finden ihren Platz im Zyklus etc.
Auch wenn die meisten Menschen zunächst ihre Nasen gerümpft haben und mit fadenscheinigen Argumenten gegen die Neuerungen protestiert haben, heute sind sie zum Teil die größten Verfechter einer sauberen und lebenswerten Umwelt.

Es ist schon frappierend, wenn ich höre wie sich Griechen darüber unterhalten, wie sauber doch die Strassen und Wälder in der Schweiz, Österreich oder Deutschland sind, sie nach ihrem Urlaub dort dann aber schon am Flughafen das Fenster herunterkurbeln und die Verpackung des xy-Burgers in die Landschaft bugsieren.

Auch ich habe meine Lehren als Autor für zahlreiche deutschsprachige Griechenland-Reiseführer gezogen: Ich will von den wütenden Leserberichten in den Briefen meiner Leser nichts mehr wissen. Ich schicke ihnen die Adresse der entsprechenden Verantwortlichen, mit der Hoffnung, dass ihnen nach dem Lesen der Briefe oder Mails ihr eigener Frappé nicht mehr schmeckt und sich das Verantwortungsbewußtsein bei ihnen meldet - das, was sie den Menschen schuldig sind, die sie wählen. Bitte hört auch ihr nicht auf, zu mahnen! "Steter Tropfen höhlt den Stein" - es den Aufwand für eine lebenswerte Umwelt wert!

Andreas Neumeier