Ein Ereignis, das die Menschen zum Nachdenken über die dringenden ökologischen Probleme bringen kann, muss meistens ein erhebliches Geschehnis mit schlimmen Folgen sein. Viele Menschen haben nämlich andere wichtige Probleme, so dass sie es nicht für notwendig halten, sich mit der Umwelt zu beschäftigen, bis es keine wirklich große Naturkatastrophe gibt.
Zwei Todesopfer, Milliardenschäden nicht nur an der Umwelt, sondern auch an Häusern, Hotels und Hütten und für zwei Tage versperrte Wege das war der Sturm in der Hohen Tatra vom 19. November 2004, eine Naturkatastrophe, die fast alle Menschen, vor allem aber uns, die in der Umgebung von der Tatra leben, bewegt hat. Ein Wind mit der Orkanstärke hat Schäden auf der Fläche von 12.600 ha verursacht und auch langfristige Folgen gehabt. Dieses Ereignis hat eine scharfe Diskussion veranlasst und zwar sowohl zwischen Förstern und Umweltexperten, die sich über die Verantwortung für diese Katastrophe gestritten haben, als auch zwischen Unternehmern und Naturschützern, die eine Auseinandersetzung um die weitere Ausnutzung der beschädigten Fläche geführt haben.
Die Experten haben darauf hingewiesen, dass es zu solchen großen Schäden an Bäumen nicht gekommen wäre, wenn die Förster die künstlich angepflanzte Monokultur der Fichten abgeschafft hätten. Die Fichten, die wegen ihrer breiten wirtschaftlichen Nutzung statt der natürlichen Mischwälder angepflanzt wurden, sind nämlich wenig widerstandsfähig gegen den Wind, weil sie flache Wurzeln haben, so dass sie leicht umzustürzen sind. Die andere Seite behauptet, der Wind sei so stark gewesen, dass auch andere Baumarten zum Opfer gefallen wären. Wer Recht hat, kann ich zwar nicht entscheiden, aber man muss zugeben, dass es in der Tatra solche Bäume gibt, die den Wind ausgehalten haben. Es sind alles Laubbäume, die stehen geblieben sind, auch wenn alle Nadelbäume in der Umgebung umgestürzt sind. Was ich nicht verstehen kann, ist die Tatsache, dass es einen solchen Streit überhaupt gibt. Statt eine Lösung zu suchen um solche Katastrophen in der Zukunft zu verhindern oder mindestens ihre Folgen zu vermindern, wird dieses Problem ständig von einer Seite auf die andere übertragen. Die Folgen dieser Katastrophe kann man nur kaum auszählen. Zwar gab es einige Summen, die die materiellen Schäden veranschaulichen sollten, aber die anderen, unermesslichen Auswirkungen sind noch wichtiger. Dieses Naturereignis hatte verheerende Folgen nicht nur für die Menschen, sondern auch für die ganze tierische und pflanzliche Welt. Der Sturm war so schnell, dass die Tiere keine Zeit hatten sich irgendwohin zu verstecken. Außerdem haben sie mit den zerstörten Wäldern ihren natürlichen Lebensraum verloren. In diesem Gebiet haben sich schnell Unterrindenparasiten (wie z.B. Bohrkäfer) verbreitet, die plötzlich einen Überschuss an Nahrung finden konnten. Somit wurden natürlich sowohl umgestürzte als auch gebliebene Bäume gefährdet. Mit den Schäden an Bäumen ist der Verlust der klimatischen Funktion des Waldes verbunden. Für die Tatra, die wegen mehrerer Sanatorien bekannt ist, war es ein harter Schlag. Dabei muss man noch in Betracht ziehen, dass nach der Sturmkatastrophe zwei unüberschaubare Risiken entstanden sind. Erstens hat sich die Gefahr der Wasserfluten erhöht, denn die natürliche Regulierung des Wasserhaushaltes mit Hilfe von Bäumen gestört wurde. Zweitens ist dazu noch die Feuergefahr gekommen, weil das gefallene, trockene Holz leicht zu entzünden ist. Um das zu verhindern wollte man die Feuerschutzstreifen errichten, aber es ist ein Streit um die Breite der Streifen zwischen einzelnen Behörden entstanden. Der Ausbau der Streifen ist wegen dieser Probleme nur langsam fortgeschritten. Eine einzige Zigarette hat am 30. Juli 2005 einen großen Brand zwischen Tatranská Polianka und Smokovec verursacht. So hat die menschliche Fahrlässigkeit zusammen mit der Bürokratie der Hohen Tatra eine zweite Katastrophe zugeführt. Der Brand hat nicht nur Sturmholz, sondern auch neu angepflanzte Bäume und den gesunden Wald angegriffen. Es ist so schnell zu seiner Verbreitung gekommen, dass auch das nahe liegende, besiedelte Gebiet gefährdet wurde. Der Brand hat drei Tage lang gedauert, und erst mit Hilfe vom Regen konnte er schließlich bekämpft werden. Das Ergebnis? Schäden in der Höhe von 1,5 Milliarden Kronen (entspricht etwa 39 Millionen Euro) und große Schäden der Humusschicht, die einige Pflanzen nicht überleben konnten. Unter dem Einfluss von den beiden Katastrophen fordern viele umweltfreundliche Organisationen den sanften Tourismus in der Tatra. Sie lehnen die untergeordnete Stellung der Ökologie im Vergleich zur Ökonomie ab und bemühen sich die Konzeption der Agenda 21 durchzusetzen um das Gleichgewicht zwischen Ökonomie und Ökologie zu erreichen. Leider sind ihre Bemühungen, die nach mehreren Umfragen auch von einem großen Teil der Bevölkerung unterstützt werden, von einer starken Gruppe Unternehmer abgeschlagen. Die Unternehmer haben nämlich vor, die zerstörte Fläche zum Ausbau neuer Hotels, Ski-Pisten und anderer einträglicher Einrichtungen auszunutzen. Nach den zwei großen Umweltkatastrophen, die den einheimischen Bewohnern sogar Tränen in die Augen getrieben haben, haben viele Menschen endlich erkannt, dass die Tatra ein Naturschatz ist, den man schützen muss um ihre Schönheit in der Zukunft genießen zu können. Desto erstaunlicher ist die Rücksichtslosigkeit einiger Unternehmer, die als Erste um die Erhaltung der Einzigartigkeit der Hohen Tatra kämpfen sollten, wenn sie auch später ihre Geschäfte in diesem Gebiet machen wollen. Ich bin der Meinung, dass bis die ökologische Nachhaltigkeit missachtet wird, wird es zu solchen Katastrophen öfters kommen. Obwohl es einige Leute nicht zugeben wollen, hat die Menschheit die Natur (noch) nicht beherrscht und deswegen muss man damit rechnen, dass sich alle Beschädigungen und Eingriffe in die Umwelt später rächen können.
Darina, Gymnázium Poprad, Slowakische Republik
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siehe auch
den Aufsatz Umgang mit der Natur in der Slowakei
und den Aufsatz von Lukás über Naturschutz in der Slowakei und die Naturkatastrophe in der Hohen Tatra
siehe auch
den Aufsatz Umgang mit der Natur in der Slowakei
und den Aufsatz von Lukás über Naturschutz in der Slowakei und die Naturkatastrophe in der Hohen Tatra
1 Kommentar:
Hallo Darina,
Deine Artikel "Der Umgang mit der Natur in der Slowakei" und "Der Sturm in der Hohen Tatra vom 19.11.2004" gefallen mir sehr. Ich bin Tourismusmanager und Journalist. Wie kann ich mit Dir Kontakt aufnehmen?
wege-nach-osten@web.de
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