Freitag, Juli 21, 2006

Naturschutz in der Slowakei

Die Hausarbeit von Lukáš aus Poprad:

Naturschutz in der Slowakei
Die Natur geht mit uns sehr freundlich und geduldig um. Wir sind aber nicht so gute Gäste. Man könnte vielleicht schon sagen, wir seien blinde Egoisten - das lassen wir uns aber nicht gefallen, oder?
Was machen wir also bei uns in der Slowakei, um die Natur zu schützen? Als ich die Antwort suchte, erfuhr ich, dass ich hier nur aus eigener Erfahrung und Betrachtung ausgehen kann. Die anderen Informationen waren mir zu statistisch, zu konkret – einfach zu unmenschlich und für diese Form auch uninteressant.
Slowakei – das Herz Europas. Man sagt es ja so – und ein Herzinfarkt ist nicht unbedingt erwünscht. Die slowakische Natur gehörte in ihrer Schönheit immer zu den Grundbausteinen unseres Selbstbewusstseins, die Hohe Tatra sind das Symbol unserer Nation.
Umgang mit der Natur? Hier ist das Denken der Menschen von großer Bedeutung. Eine „umweltfreundliche“ Legislative reicht alleine nicht aus, die Veränderung beginnt in den Köpfen. Und hier bin ich auch kritisch. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir umwelt-freundlich sind. Natürlich gibt es Organisationen oder Einzelnen, die sogar aktiv am Umweltschutz beteiligt sind, auch auf der politischen Bühne erkennt man schon manche grüne Tendenzen, doch die Mehrheit kümmert sich einfach nicht genug. Es muss ja nicht gleich eine aktive Umweltschutzbewegung sein. Manchmal reicht es, eine Milchverpackung statt auf den Boden in die dafür ausgewählte Mülltonne zu werfen. Ach ja, zu den Mülltonnen: vor ein paar Jahren hat die Regierung die „spezialisierten“ Müllfresser zur Verfügung gestellt -dies hängt selbstverständlich auch mit dem in naher Zukunft kommenden Eintritt in die EU zusammen- und es war ein Schritt nach vorne, das muss ich zugeben. Die Union hat im Bereich Umweltschutz und Ökologie für uns manches gemacht. Die Normen, die zu erfüllen waren, haben das umweltfreundlichere Benehmen mancher Politikern verursacht.
Allgemein würde ich sagen: Die Situation in den Städten – nicht so befriedigend; bei den Wäldern und Gebirgen, in den geschützten Zonen - deutlich besser. Es gibt Abweichungen, für die ist aber hier nicht genug Platz. Der Umgang mit der Natur ist auch durch viele lokale soziologische, politische, ökonomische Faktoren bestimmt, die ich aber jetzt nicht besprechen werde.

Naturkatastrophe in der Hohen Tatra
Die Stadt Poprad (wo ich lebe), liegt am Fuße der Hohen Tatra. Der Umweltschutzgrad ist hoch, die Landschaft unberührt und wunderschön. Wir haben in London den „Green Apple“ Preis für die grünste Stadt gewonnen. Wir sind ein touristisches Zentrum, also können wir uns eine Vernachlässigung des Umweltschutzes nicht erlauben. Doch das kleinste Hochgebirge Mitteleuropas macht jetzt eine schwere Periode durch.
Ich zitiere einfach die Internetseite www.mfa.sk:
„Am 19. November 2004 wurde das schönste Gebirge in der Slowakei von einem beispiellosen Sturm heimgesucht. Die schlimmste Naturkatastrophe seit Menschengedenken in der Slowakei - die Windgeschwindigkeit erreichte bis zu 160 km/h - zerstörte mehr als ein Viertel des Waldbestands in der Tatra, also eine Fläche von rund 12.000 ha. Die hundertjährigen Fichten in einem 50 km langen und bis zu 5 km breiten Streifen fielen um wie Streichhölzer. Es handelt sich um die größte ökologische Katastrophe in der Slowakei in den letzten 100 Jahren. Es wird mindestens zwei bis fünf Jahren dauern, um die Schäden zu beheben. Die Wiederaufforstung der Region wird zwanzig Jahre beanspruchen.“ (Aus dem Spendenaufruf für die Behebung der Schäden)
Es war ein tief berührendes Erlebnis, die Hohe Tatra nackt zu sehen. Ich wohne in Poprad seit 14 Jahren und hatte mich schon an den märchenhaften Blick aus meinem Fenster gewöhnt. Die Folgen der Katastrophe sind riesig. Ich weiß, dass ich in meinem Leben die Tatra nie mehr grün sehen werde. Es wird Jahrzehnte dauern, bis die neuen Wälder wieder ihre Funktion erfüllen können.
Es klingt verrückt, aber die Katastrophe hat auch etwas Positives gebracht. Sie erweckte das Interesse am Umweltschutz; viele ökologische Organisationen haben das Tatra-Biotop näher studiert und Theorien zur weiterer Entwicklung vorgestellt. Dabei waren zwei Strömungen zu beobachten. Eine Gruppe sieht die neue Tatra eher als eine Tourismusregion, die andere möchte ihr natürliches Gesicht bewahren und auch neue, vielleicht widerstandsfähigere Baum- und Pflanzenarten anpflanzen. Das Endergebnis wird vermutlich ein mittlerer Weg sein.
War dies eine Warnung? Man kann es auch so sehen. Wir haben gesehen, wie eng wir mit der Natur zusammenhängen, was sie für uns bedeutet. Jetzt ist es sinnlos zu weinen, neue Wege stehen immer zur Verfügung.
So viel zur Beziehung Mensch – Umwelt in der Slowakei. Ich denke, es reicht für ein komplexes Bild kaum aus. Ich habe einfach versucht, aus meiner eigenen Sicht zu erzählen. Ich bin aber überzeugt, dass ich während des Kollegs viel konkretere Informationen über die Beziehung zwischen uns und unserer Umgebung anbieten kann.
Lukáš, Gymnázium Poprad, Slowkische Republik
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siehe auch die Aufsätze von Darina zum Umgang mit der Natur in der Slowakei und über den Sturm in der Hohen Tatra am 19. November 2004

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