Die Slowakei hat in den Jahren 1989, 1993 und 2004 große Veränderungen bestanden, die sich auch auf das Gebiet des Umweltschutzes ausgewirkt haben. Das Ende des Kommunismus, die Entstehung der selbstständigen Slowakischen Republik und der Beitritt der Europäischen Union haben dazu beigetragen, dass der vorher vernachlässigte Naturschutz langsam Beachtung findet. Eine große Rolle dabei spielen verschiedene Institutionen, die sich bemühen, Ökologie ins Bewusstsein der Menschen zu bringen. Trotz ihrer Mühe ist es schwer, bei den Menschen, die während der langen Zeit des Kommunismus in unserem Land die Unterschätzung dieser Problematik erlebt haben, Interesse an der Umwelt zu erwecken.
Sowohl die EU als auch viele Umweltschutzorganisationen weisen darauf hin, dass nicht nur die Bürger, sondern im hohen Maße auch die Politiker dafür verantwortlich sind, dass der Naturschutz in der Slowakei (ähnlich wie in anderen Ländern des ehemaligen Ostblocks) zu größten Problemen gehört. Ein Beweis dafür, dass die Parteien kein großes Interesse an der Umwelt zeigen, ist die Tatsache, dass in keiner der Diskussionen vor diesjährigen Wahlen zum Parlament (17. Juni) diese Problematik angesprochen wurde. Die Partei der Grünen hat nach Misserfolgen in Wahlen 1998 und 2002 am gegenwärtigen Wahlkampf gar nicht teilgenommen.
Bei einer solchen politischen Situation scheitern die Bemühungen einer kleinen Gruppe der Naturschützer an der Gleichgültigkeit der Slowaken. So nutzen einige Menschen auch nach dem Gesetz vom 13.8.2005 nicht die Möglichkeit, die alte Elektronik an einer Sammelstelle oder in manchen Elektrogeschäften kostenlos abzugeben. Eine Studie der Technischen Universität in Košice hat auch auf das Problem des Mülls aufmerksam gemacht. Nach der Studie gibt es in der Slowakei deutlich mehr Müll auf den Straßen als in anderen europäischen Staaten. Die Organisation Freunde der Natur hat festgestellt, dass ungefähr ein Drittel dieser Abfälle Plastikflaschen ausmachen. Diese Organisation hat zwar als eine Lösung die Pfandpflicht vorgeschlagen, aber die Regierung hat sie bisher nicht eingeführt.
Ein weiteres Problem besteht im Gewinn der Energie aus erneuerbaren Energiequellen, von denen nach dem Ministerium für Umwelt nur 27 % ausgenutzt werden. Das hat eine starke Abhängigkeit der Slowakei vom Import des Erdöls und des Erdgases und intensive Luftverschmutzung zur Folge. Nach der Unterzeichnung des Protokolls von Kyoto (31.5.2002) hat die Regierung die 70-prozentige Ausnutzung zum Ziel, aber in den nächsten Jahren wird es wahrscheinlich nicht erreicht.
Ein Beispiel für die Gleichgültigkeit im Bereich des Umweltschutzes möchte ich noch aus meiner Umgebung anführen. Eine Fachschule in meiner Stadt hat im Schuljahr 2005/2006 eine Klasse, die sich auf den Umweltschutz spezialisiert, eröffnet. Mangels Interesse wird es aber eine solche Klasse im kommenden Schuljahr nicht mehr geben.
Das alles waren negative Aspekte des Umgangs mit der Natur in der Slowakei, aber ich möchte auch einige Erfolge in diesem Bereich andeuten. Mehrere Gesetze, verstärkte Kontrollen und erhöhte Geldstrafen haben dazu beigetragen, dass die momentane Umweltverschmutzung im Vergleich zu der Verschmutzung in der Vergangenheit reduziert wurde. Emissionen wurden innerhalb von 12 Jahren um 29 % gesenkt. Als positiv haben viele umweltfreundliche Organisationen das Gesetz über den Handel mit Emissionen bewertet. So hat nämlich jeder Betrieb Interesse an ihrer Herabsenkung, um den Unterschied zwischen den Limits und den produzierten Schadstoffen verkaufen zu können. Die Betriebe, welche die festgestellte Grenze überschreiten müssen, wollen möglichst wenig Geld für den Einkauf der Emissionen ausgeben, so dass sie sich auch bemühen sie zu reduzieren.
Außerdem laufen in der Slowakei viele Projekte, deren Ziele die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zum Umweltbewusstsein und die Motivation der Erwachsenen zum umweltfreundlichen Verhalten sind. Als ein gutes Beispiel könnte man das Projekt ProEnviro 2005, das die besten Umweltprojekte der schulischen und vorschulischen Einrichtungen gewürdigt hat, anführen. An diesem Projekt haben sowohl Kindergarten als auch Schulen und Gymnasien teilgenommen, was beweist, dass großer Wert auf die Erziehung von klein an gelegt wird.
In meiner Umgebung habe ich auch einen ökologischen Fortschritt, der für den Naturschutz bedeutsam sein kann, bemerkt. Endlich sind auch in den Städten der Slowakei Behälter für Papier, Glas und Metall erschienen. Ich habe sogar beobachtet, dass auch ältere Leute, die das nie angewöhnt waren, jetzt auf die Mülltrennung achten, obwohl diese farbigen Behälter von unserem Wohnhaus weiter entfernt sind als die für die übrigen Abfälle.
All diese Beispiele deuten darauf hin, dass man den Umgang mit der Natur weder als positiv noch als negativ bezeichnen kann. Im Vergleich zu der vorherigen Situation ist zwar ein ziemlich bedeutender Fortschritt bemerkenswert, aber es ist noch viel zu tun. Die Tatsache, dass sich dank der gründlichen Arbeit der Umweltschützer die Anzahl der umweltbewusst denkenden Menschen erhöht, lässt aber auf bessere Zukunft der Natur in unserem kleinen Land hoffen.
Darina, Gymnázium Poprad, Slowakische Republik
---------Siehe auch:
den Aufsatz über den Sturm in der Hohen Tatra vom 19. November 2004
und den Aufsatz von Lukas über Naturschutz in der Slowakei und die Naturkatastrophe in der Hohen Tatra
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